Der Affe von Ripon
Ripon ist ein kleines Städtchen am Fuß der Yorkshire Dales. Von der A1 (M - an dieser Stelle *gg) in en paar Minuten zu erreichen. Ich schätze mal, gut eine halbe Stunde von York entfernt.
Das Städtchen ist ganz süß und wie viele englische Städte traditionsbewusst. Oder soll ich sagen, sie wissen sich zu vermarkten, obwohl auch das hab ich schon besser gesehen.
Ripon ist vor wenigen Jahren zum dritten Mal in seiner Geschichte Bischofssitz geworden. Wer Britannien jedoch wegen schöner Kathedralen bereist, muss vielleicht nur nach Ripon fahren, wenn nach der Kathedrale in York noch viel Zeit übrig ist.
Irgendwie typisch, dass die Website der Kathedrale die BesucherInnen gleich mit der Meldung empfängt, dass sie nur teilweise aktuell ist. So´n bisschen nach Stückwerk sieht das Gebäude auch aus. Die Helme der Türme wurden wieder abgenommen, die Säulen im Innern sind aus unterschiedlichen Zeitepochen ...
Wer sich allerdings für die Glockenspiele britischer Kirchen interessiert, sollte einen großen Bogen um das Ding machen. Zwei große dunkle Glocken geben angenehme Töne von sich. Den Rest bestreiten ein paar kleine eigentlich nur stählern unmd hart klingende Bimmeln, die in den Ohren weh tun. Und viel zu laut ist es auch für das kleine Städtchen. Ätzend.
Mein Gespräch mit der ortsansässigen Gottheit ist jedenfalls ausgefallen, wegen einer gewissen Genervtheit in der Kathedrale.
Interessant ist vielleicht das Untergeschoss, dort wo die Reste der ersten Kirche knapp zu erkennen sind. Wobei das spannendste auch hier kürzlich werationalisiert wurde.
Aber irgendwie in der Gegend um die Krypta lässt sich dann überirdisch auch der Kraftplatz ausmachen, auf dem die Kirche steht. Hier unten standen vermutlich die Reste eines kleinen Klosters schottischer Mönche, die vom Schutzheiligen der Stadt, Wilfrid, gegen Ende des siebten Jahrhunderts vertrieben wurden. Während Wilfrid unter der Protege des heiligen Stuhls in Rom stand, könnten die Mönche durchaus noch der älteren keltenchristlichen Linie des Christentums angehört haben. Die vereinte christliche und keltische Elemente und war in Rom nicht so gern gesehen.
Aber vielleicht passte Wilfrid auch einfach den Herrschern des Landes besser ins Konzept und der brauchte nun mal einen Kraftplatz. Da störten ein paar dahergelaufene Schotten, die ihr sogenanntes Kloster womöglich um einen heiligen Baum herum errichtet hatten und in harten Wintern auch schon mal die Reste von dessen Blättern aßen - so die Legende - eigentlich nur.
Hier unten wurde aber auch ein Sigurd-Kreuz gefunden. Da sind dann wohl auch die wikingischen InvasorInnen auf die Idee gekommen, ihre Tradition mit dem Christentum zu verbinden. Reste des Kreuzes sind im Schatz der Kathedrale zu besichtigen.
Die Gemeinde bittet für die Besichtigung des Schatzes um ein Pfund. Allerdings kommt mensch auch so in den Raum. Ich hatte grad kein britisches Kleingeld und so musste sich der Schatz mit einem 50 Cent Stück begnügen.
Ich hab auch noch nie rausgefunden, ob die Kirchen all das ausländische Geld zu Bank tragen und wechseln oder einfach abwarten bis Britannien zur Euro-Zone gehört. ;)
Mindestens bis ins 13. Jahrhundert umgab die Kirche übrigens ein heiliger Bezirk. Angeblich aus Respekt vor den Gebeinen des Winfrid aber wahrscheinlich noch aus vorchristlicher Zeit stammte das Recht, sich frei in diesem Bezirk aufzuhalten, ohne dass staatliche Behörden einen Zugriff auf die Anwesenden nehmen durften. Selbst gesuchte VerbrecherInnen oder SchuldnerInnen konnten hier nicht verhaftet werden. Für einige andere Kirchen im Norden Britanniens sind derartige Bräuche ebenfalls überliefert.
Hinter dem Durchgang zum östlichen Schiff der Kathedrale stehen die für anglikanische Kirchen üblichen Chorgestühl der Honoratioren der Gemeinde. Und hier durften sich die mittelalterlichen Holzschnitzer austoben. Ich hab nicht rausgefunden, was von den Schnitzereien einen Dacheinsturz 1594 überstanden hat und was danach neu gemacht wurde. Aber nicht nur einiges von den Dingen auf der Unterseite der Bänke ist erstaunlich.
Drachen, Meerjungfrauen, tanzende Schweine etc sind nun erst mal keine wirklich christlichen Abbildungen. Am Platz des Bischofs ist - oben an der Lehne - ein Elefant dargestellt, der auf einer Schildkröte steht und eine Burg trägt. Da auch andere Schnitzereien Symbole anderer Religionen enthalten - ein Centaur z.B. mit einer Axt auf dem Rücken gilt kaum als Jesusdarstellung, vermute ich den Einfluss einer fremden, vielleicht indischen Kosmologie.
Amüsiert hat mich allerdings die Nordseite des Chors. Dort sitzt, handgroß, ein geschnitzter Affe auf dem Chorgestühl. Während meine Begleiterin sich nur über das Tier an sich wunderte, musste ich mich vor Lachen hinsetzen. Er hatte nicht nur alle Insignien eines männlichen Pavians, ne er war einfach das Abbild Thots ... der da dem Vikar den Nacken krault und am Prediger vorbei dem Bischof ins Gesicht starrt. *kopfkratz* Ob Christus das so gut findet?
Das Städtchen ist ganz süß und wie viele englische Städte traditionsbewusst. Oder soll ich sagen, sie wissen sich zu vermarkten, obwohl auch das hab ich schon besser gesehen.
Ripon ist vor wenigen Jahren zum dritten Mal in seiner Geschichte Bischofssitz geworden. Wer Britannien jedoch wegen schöner Kathedralen bereist, muss vielleicht nur nach Ripon fahren, wenn nach der Kathedrale in York noch viel Zeit übrig ist.
Irgendwie typisch, dass die Website der Kathedrale die BesucherInnen gleich mit der Meldung empfängt, dass sie nur teilweise aktuell ist. So´n bisschen nach Stückwerk sieht das Gebäude auch aus. Die Helme der Türme wurden wieder abgenommen, die Säulen im Innern sind aus unterschiedlichen Zeitepochen ...
Wer sich allerdings für die Glockenspiele britischer Kirchen interessiert, sollte einen großen Bogen um das Ding machen. Zwei große dunkle Glocken geben angenehme Töne von sich. Den Rest bestreiten ein paar kleine eigentlich nur stählern unmd hart klingende Bimmeln, die in den Ohren weh tun. Und viel zu laut ist es auch für das kleine Städtchen. Ätzend.
Mein Gespräch mit der ortsansässigen Gottheit ist jedenfalls ausgefallen, wegen einer gewissen Genervtheit in der Kathedrale.
Interessant ist vielleicht das Untergeschoss, dort wo die Reste der ersten Kirche knapp zu erkennen sind. Wobei das spannendste auch hier kürzlich werationalisiert wurde.
Aber irgendwie in der Gegend um die Krypta lässt sich dann überirdisch auch der Kraftplatz ausmachen, auf dem die Kirche steht. Hier unten standen vermutlich die Reste eines kleinen Klosters schottischer Mönche, die vom Schutzheiligen der Stadt, Wilfrid, gegen Ende des siebten Jahrhunderts vertrieben wurden. Während Wilfrid unter der Protege des heiligen Stuhls in Rom stand, könnten die Mönche durchaus noch der älteren keltenchristlichen Linie des Christentums angehört haben. Die vereinte christliche und keltische Elemente und war in Rom nicht so gern gesehen.
Aber vielleicht passte Wilfrid auch einfach den Herrschern des Landes besser ins Konzept und der brauchte nun mal einen Kraftplatz. Da störten ein paar dahergelaufene Schotten, die ihr sogenanntes Kloster womöglich um einen heiligen Baum herum errichtet hatten und in harten Wintern auch schon mal die Reste von dessen Blättern aßen - so die Legende - eigentlich nur.
Hier unten wurde aber auch ein Sigurd-Kreuz gefunden. Da sind dann wohl auch die wikingischen InvasorInnen auf die Idee gekommen, ihre Tradition mit dem Christentum zu verbinden. Reste des Kreuzes sind im Schatz der Kathedrale zu besichtigen.
Die Gemeinde bittet für die Besichtigung des Schatzes um ein Pfund. Allerdings kommt mensch auch so in den Raum. Ich hatte grad kein britisches Kleingeld und so musste sich der Schatz mit einem 50 Cent Stück begnügen.
Ich hab auch noch nie rausgefunden, ob die Kirchen all das ausländische Geld zu Bank tragen und wechseln oder einfach abwarten bis Britannien zur Euro-Zone gehört. ;)
Mindestens bis ins 13. Jahrhundert umgab die Kirche übrigens ein heiliger Bezirk. Angeblich aus Respekt vor den Gebeinen des Winfrid aber wahrscheinlich noch aus vorchristlicher Zeit stammte das Recht, sich frei in diesem Bezirk aufzuhalten, ohne dass staatliche Behörden einen Zugriff auf die Anwesenden nehmen durften. Selbst gesuchte VerbrecherInnen oder SchuldnerInnen konnten hier nicht verhaftet werden. Für einige andere Kirchen im Norden Britanniens sind derartige Bräuche ebenfalls überliefert.
Hinter dem Durchgang zum östlichen Schiff der Kathedrale stehen die für anglikanische Kirchen üblichen Chorgestühl der Honoratioren der Gemeinde. Und hier durften sich die mittelalterlichen Holzschnitzer austoben. Ich hab nicht rausgefunden, was von den Schnitzereien einen Dacheinsturz 1594 überstanden hat und was danach neu gemacht wurde. Aber nicht nur einiges von den Dingen auf der Unterseite der Bänke ist erstaunlich.
Drachen, Meerjungfrauen, tanzende Schweine etc sind nun erst mal keine wirklich christlichen Abbildungen. Am Platz des Bischofs ist - oben an der Lehne - ein Elefant dargestellt, der auf einer Schildkröte steht und eine Burg trägt. Da auch andere Schnitzereien Symbole anderer Religionen enthalten - ein Centaur z.B. mit einer Axt auf dem Rücken gilt kaum als Jesusdarstellung, vermute ich den Einfluss einer fremden, vielleicht indischen Kosmologie.
Amüsiert hat mich allerdings die Nordseite des Chors. Dort sitzt, handgroß, ein geschnitzter Affe auf dem Chorgestühl. Während meine Begleiterin sich nur über das Tier an sich wunderte, musste ich mich vor Lachen hinsetzen. Er hatte nicht nur alle Insignien eines männlichen Pavians, ne er war einfach das Abbild Thots ... der da dem Vikar den Nacken krault und am Prediger vorbei dem Bischof ins Gesicht starrt. *kopfkratz* Ob Christus das so gut findet?
mdw - 17. Nov, 14:27
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